Christoph Poschenrieder: "Ein Leben lang"

Sie kennen sich schon seit ihrer Kindheit. Gemeinsam sind sie aufgewachsen, haben auf ihren Fahrrädern das Provinzörtchen ihrer Heimat unsicher gemacht, die ersten Partys zusammen geschmissen und sich das erste mal verliebt. Die vielen kleinen und großen Höhen und Tiefen der Kindheit und Jugend haben sie gemeinsam überstanden und stets fest zusammengehalten.

 

Nach der Schule gehen sie alle ihre eigenen Wege. Die meisten verlassen die Stadt, beginnen ein Studium. Doch auch jetzt noch bleiben sie in Kontakt, treffen sich mehr oder weniger regelmäßig und halten einander auf dem Laufenden.

 

Einer von ihnen soll einmal reich erben. Sein Onkel, dessen Lieblingsneffe er ist, ist der Besitzer eines großen Einkaufszentrums mit Parkhaus. Bereits jetzt jobbt der Lieblingsneffe bei ihm, übernimmt kleine Aufgaben, die ihn auf seine Rolle als Geschäftsführer und späteren Erben vorbereiten soll. Die Bedingung für das Erbe: das abgeschlossene Jura-Studium.

 

Doch bevor es zum Millionenerbe kommen kann, wird der Onkel ermordet in seiner Wohnung über dem Parkhaus aufgefunden. Schnell wird der Lieblingsneffe verdächtigt. Aus Habgier soll er den Erbonkel erschlagen haben, ein kaltblütiger Mörder sein. Der Schock für die Freund:innen: der Verhaftung folgt die Verurteilung. Lebenslange Haft, mit besonderer Schwere der Schuld.

 

Die Clique aber glaubt weiter an seine Unschuld.

 

Fünfzehn Jahre später meldet sich eine Journalistin bei ihnen. Sie möchte ein Buch schreiben über den Fall und braucht die Erinnerungen und Meinungen der Freund:innen an damals.

 

Der Roman lässt die Protagonist:innen selbst zu Wort kommen, einen Erzähler gibt es nicht. Das Buch gibt die Interviews der Journalistin mit den Beteiligten wider. Sie erzählen von der gemeinsamen Kindheit, aber auch von den Tagen nach der Verhaftung, während des Prozesses und nach dem Urteil. Sie erzählen von einer Freundschaft, die viel aushält, die sich verändert und kämpft.

 

"Ein Leben lang" ist kein Kriminalroman. Zwar wird die rekonstruierte Tat geschildert, der Fokus des Romans liegt aber auf dem Umgang der Freund:innen mit dem Schock, der ihre Freundschaft erschütterte.

 

Christoph Poschenrieder bedient sich für "Ein Leben lang" der wahren Geschichte eines jungen Mannes aus München, der vor inzwischen mehr als 15 Jahren seine Tante getötet haben soll. Noch heute kämpfen seine Freund:innen für seine Freilassung, denn die Indizien gegen ihn sind ihrer Meinung nach dünn und umstritten. Im Roman sind einige Details vertauscht und verändert, doch die Vorlage bleibt klar erkennbar.

 

 

Verfasst von: EJ

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