Karen Duve: "Sisi"

Elisabeth von Österreich-Ungarn ist vielen in Deutschland vor allem durch die Sissi-Filme von Ernst Marischka aus den 1950er Jahren bekannt.

 

Die kitschigen Historienfilme, die auch heute noch jährlich zum Geburtstag der Kaiserin am 24. Dezember im Fernsehen ausgestrahlt werden, vermitteln ein romantisches Bild von der Kaiserin und ihrem Leben am Wiener Hof. Zwar gibt es auch dort Schwierigkeiten, etwa mit der Schwiegermutter Erzherzogin Sophie, doch Sissi scheint eine unerschütterliche Frohnatur zu sein, deren Liebe zu ihrem Gatten sie über alle Probleme lösen lässt.

 

Karen Duves neuer Roman "Sisi" (so schrieb sich die Kaiserin immerhin selbst) hat damit nicht viel zu tun.

 

Nicht nur setzt ihr Roman wesentlich später ein. Sisi ist hier bereits Mitte 30, der vermeintlich romantische Beginn ihrer Ehe mit Kaiser Franz Joseph liegt lange zurück. Sie ist bereits dreifache Mutter, sogar Großmutter. In der Wiener Hofburg hält sie sich nicht gern auf. Zu einengend sind die Zwänge, zu groß die Erwartungen, zu steif die Konventionen.

 

Am liebsten weilt sie auf ihrem Schloss Gödöllö in der Nähe von Budapest - oder gleich ganz außerhalb des Reiches, auf Reisen. Glück empfindet sie vor allem auf ihren mehrwöchigen Aufenthalten in England, auf denen sie in wildem Galopp an gefährlichen Jagden teilnimmt.

 

In ihrer jungen Nichte Marie von Wallersee findet sie sich selbst wieder. Marie ist zwar eigentlich nicht standesgemäß (ihre Mutter war schließlich nicht nur eine Bürgerliche, sondern auch noch Theaterschauspielerin), aber genau wie die Kaiserin ein Wildfang und eine ausgezeichnete Reiterin.

 

Minutiös recherchiert erzählt Karen Duve von einigen Jahren im Leben der erwachsengewordenenen Kaiserin und Königin Elisabeth, abseits von Kitsch und Romantikglauben. Dabei entwirft sie ein eher nüchternes Bild eines Lebens, das viel von Oberflächlichkeiten, Banalitäten und simplen Intrigen geprägt ist.

 

Allerdings: pferdescheu sollte der:die geneigte:r Leser:in nicht sein. Die Kaiserin tummelt sich im Roman wirklich sehr häufig auf dem Rücken der Vierbeiner.

 

Verfasst von: EJ

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