Frédéric Brun: "Perla"

Als junge Frau steht Perla an der berühmt-berüchtigten Rampe in Auschwitz-Birkenau. Ihre Schönheit rettet ihr das Leben: Josef Mengele entscheidet, sie vor den Gaskammern zu zerstören.

 

Nach Perlas natürlichem Tod viele Jahrzehnte später erinnert sich ihr Sohn Frédéric Brun. Er trauert, schaut zurück. Sucht die Wahrheit, denn viel hat ihm seine Mutter nicht erzählt über diese unsagbare Zeit. Er stellt sich die Frage, die so viele vor ihm nicht beantworten konnten: wie konnte ein "Kulturvolk" wie das deutsche zu solchen Taten fähig sein? Auch er kann dieses Rätsel nicht lösen, kommt zu dem Schluss, das Widersprüchliche müsse wohl in der Natur des Menschen liegen. 

 

Er denkt an deutsche Romantik, beschreibt Bilder von Caspar David Friedrich und Texte von Schriftstellern wie Hölderlin und Novalis.

 

Sein ruhiger, geradezu leiser Text wird ergänzt durch schlichte, ebenfalls ruhige schwarz-weiße Fotografien, hauptsächlich von Perla selbst geschossene Privataufnahmen des Lagers in Auschwitz.

 

Doch Frédéric Brun grübelt nicht nur über die Vergangenheit. Auch die Gegenwart und die Zukunft haben ihren Platz in dem schmalen Buch. Seine Frau Manon und der gemeinsame Sohn Julien, der erst während der Schreibarbeiten geboren wird, scheinen diese andere Seite zu verkörpern.

 

"Perla" ist ein schmales, ruhiges, fesselndes Buch, das in seinem Originalerscheinungsjahr 2007 mit dem Prix Goncourt du premier Roman" ausgezeichnet wurde. Ein Buch, das nachdenklich macht, ohne niederschmetternd zu sein; ein Buch, das fasziniert und Hoffnung schafft.

 

Zwar wird "Perla" als "Roman" bezeichnet, allerdings handelt es sich eher um eine Sammlung von Erinnerungen, gesellschaftlichen und kulturellen Überlegungen und persönlichen Gedanken.