Miika Nousiainen: "Die Wurzel alles Guten"

"Eine Axt haben und schneller sein, das ist bei einer Schlägerei die halbe Miete."

 

Mit diesem Rat von Pekkas Vater beginnt der Roman "Die Wurzel alles Guten" des Finnen Miika Nousiainen.

 

Pekka ist Vater zweier Kinder, lebt getrennt von seiner Frau und arbeitet als Werbetexter. Er liebt Süßigkeiten und hasst Zähneputzen. Diese ungünstige Kombination führt ihn schließlich, wie sollte es anders sein, in den Behandlungsstuhl eines Zahnarztes. Doch nicht nur der Nachname, sondern auch das Gesicht des Arztes kommen Pekka unheimlich bekannt vor.

 

"Der Zahnarzt trägt denselben Nachnamen wie ich, er heißt Esko Kirnuvaara. Auch wenn es in meiner Verwandtschaft kaum Ärzte gibt - wer Kirnuvaara heißt, gehört meistens zur Familie."

 

Eskos Leben besteht aus seiner Arbeit. Er macht keinen Urlaub und die einzigen Ausflüge, die er unternimmt, führen ihn zu Medizinerkongressen. Eine Familie hat er nicht, seinen Vater kennt er nicht. Zu Beginn des Buches stellt er fest, mit seinem Leben "einverstanden" zu sein, auch wenn er annimmt, für andere Menschen als "humorloser Einzelgänger" zu gelten. Als Pekka ihn auf den gemeinsamen Nachnamen anspricht, verweigert er zunächst jegliche Auskunft. Doch so ganz los lässt ihn der Gedanke nicht.

 

"Als Pekka ins Behandlungszimmer kam, musste ich gegen Tränen ankämpfen. Ich hätte ihn sogar am liebsten umarmt! So wie die jungen Leute das immer machen. Ja, es ist wirklich wahr. Am liebsten hätte ich meinen Bruder umarmt."

 

Die beiden verabreden sich schließlich zum joggen. Pekkas ursprünglichen Vorschlag, ein Bier trinken zu gehen, hatte Esko abgebügelt: er trinkt keinen Alkohol. Und sie stellen fest, dass sie tatsächlich Brüder sein müssen. Halbbrüder, um genau zu sein, denn sie haben den gleichen Vater, Onni Kinuvaara. Pekka war bereits früh von dem Vater verlassen worden, Esko hatte ihn gar nicht erst kennengelernt.

 

Über Pekkas Mutter erfahren sie, dass eine Cousine des Vaters noch lebt und machen sich auf, sie zu besuchen. Hier beginnt nun der Teil der Suche, der sie von Finnland über Schweden und Thailand schließlich bis Australien führen wird. Und die Familie wächst und wächst und wächst.

 

Die Geschichte wird abwechselnd von Esko und Pekka erzählt und ist in mehrere Abschnitte gegliedert. Diese Abschnitte orientieren sich am Behandlungsplan für eine Wurzelbehandlung. So beginnt der Roman mit dem ersten Teil des Zahnarztbesuchs: "Untersuchung: Kontrolle der Zähne, des Zahnfleischs und des Mund- und Rachenraums. Im Bedarfsfall Analyse des Ausgangssituation durch Röntgen. Aufstellung des Behandlungsplans" und endet nach erfolgreicher Behandlung mit "Nachkontrolle: Der Zahnarzt überprüft, ob die Krone richtig sitzt und der Patient gut zubeißen kann".

 

Natürlich sind diese unterschiedlichen Stadien der Behandlung metaphorisch für die Suche der beiden Brüder nach dem Vater, der Familie und der eigenen Identität.

 

Bei "Die Wurzel alles Guten" handelt es sich um einen Roman, der in lockerleichter Sprache daher kommt, ohne jedoch zu platt zu sein. Die reisenden Geschwister mit ihren unterschiedlichen Lebensläufen und -situationen sind einerseits lustig und unterhaltend, regen aber auch zum Nachdenken an. Wie viel ist schließlich einfach davon abhängig, wie wir wo geboren werden?

Alles in allem ein Roman, der Spaß macht und nach "Urlaubslektüre!" schreit. (Man kann ihn aber auch im Alltag lesen.)

 

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