Antikriegstag

Jedes Jahr am 1. September findet der Antikriegstag statt. In Westdeutschland wurde er erstmals 1957 begangen, initiiert vom Deutschen Gewerkschaftsbund. Das Datum soll an den Beginn des Zweiten Weltkrieges durch den deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 erinnern. Dieser hat in diesem Jahr auch trauriges Jubiläum: genau 80 Jahre ist der Ausbruch des Krieges nun bereits her.

Bereits nach dem 1. Weltkrieg gab es übrigens jährlich stattfindende Kundgebungen, die an die Gräuel des gerade überstandenen Krieges erinnern sollten. Aus diesem Grund wurde der damalige "Antikriegstag" am 1. August begangen, dem Datum an dem der 1. Weltkrieg ausgebrochen war.

Heute gedenkt man aber nicht nur der beiden großen Weltkriege, sondern ruft zu mehr Beitrag zum Weltfrieden und gegen Kriege jeder Art auf.

Auch in der Friedensstadt Osnabrück wird man diesen Tag mit zahlreichen Veranstaltungen begehen.

So finden etwa im Gewerkschaftshaus am August-Bebel-Platz unter anderem eine Film-Martinee  zum Film "Der letzte Jolly-Boy" und ein Friedensfest statt. Ausführliche Informationen zu allen dortigen Aktionen finden Sie hier.

 

Ebenfalls im Rahmen des Antikriegstages werden die "Omas gegen Rechts" am 31.8. zwischen 10 und 13 Uhr vor dem Theater über ihre Initiative aufklären, Flyer verteilen und gern ins Gespräch kommen. Die Veranstaltung findet unter dem Motto "Nie wieder Krieg" statt.  Zu diesem Thema werden die Veranstaltenden auch kurze Statements abgeben.

 

Wer sich auf literarischer Art und Weise mit dem Thema befassen möchte, kann das natürlich auch tun. Einige ausgewählte Titel stellen wir hier kurz vor.

 

Ein Klassiker zum Thema Antikriegsroman ist selbstredend "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque. Remarque selbst hatte den Roman zwar als unpolitisch bezeichnet, seine Wirkung aber verfehlte er nicht. Aus Sicht Paul Bäumers, eines Soldaten, schildert er die Schrecken und Grausamkeiten des Krieges, zu dem sich sowohl Bäumer als auch viele Kameraden zunächst freiwillig gemeldet hatten - angestachelt durch die patriotischen Reden ihres Lehrers.

"Im Westen nichts Neues" erschien im Januar 1929 erstmals in Buchform und wurde in mehr als 50 Sprachen übersetzt.

Auch Remarques Romane "Zeit zu leben und Zeit zu sterben" und "Der Funke Leben" schildern die Kriegsgräuel eindrücklich und können sicherlich als Antikriegsromane gelten.

 

"Wir haben nichts zu verlieren außer unsere Angst" ist eine Sammlung an Gesprächen zwischen der Autorin Fiona Jeffries mit verschiedenen Persönlichkeiten. Der Untertitel dieser Sammlung lautet "Vom Widerstand in schwierigen Zeiten" und genau darum drehen sich die Gespräche: was kann man tun gegen Gewalt gegen Frauen und Faschismus, wie können wir uns unser kritisches Denken erhalten und was hat Menschen schon in der Vergangenheit zum Widerstand und dem Versuch, Frieden zu schaffen, angetrieben?

 

Ähnlichen Themen widmet sich Carolin Emcke, die eine der Gesprächspartnerinnen von Fiona Jeffries war, in ihrem Buch "Gegen den Hass". Mit besorgten Bürgern hat sie sich ebenso beschäftigt wie mit dem Fanatismus und Rassismus und der Frage, woher Hass eigentlich kommt, wie er entsteht und was er wiederum für Folgen hervorbringt.

 

Auch Kinderbuchautorin Astrid Lindgren hat sich Gedanken zum Thema Krieg und Frieden gemacht. Einerseits sind ihre Tagebücher aus den Jahren 1939-1945 sehr interessant. Sie wurden unter dem Titel "Die Menschheit hat den Verstand verloren" veröffentlicht. In diesen berichtet sie von der Zerstörung durch den Krieg und stellt die Fragen, die uns auch heute wieder erschreckend vertraut vorkommen: was ist gut, was ist böse? Wie kann sich jeder von uns wehren gegen Fremdenhass und Fanatismus?

2018 erschien außerdem "Niemals Gewalt!" Hierbei handelt es sich um eine Rede, die Astrid Lindgren 1978 anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels hielt und in der sie für gewaltfreie Erziehung und eine gewaltfreie Welt wirbt.

 

Auch andere Tagebücher und Biographien können ein eindringliches Zeugnis sein und die Erinnerung an das, was nie wieder passieren darf, wachhalten. Heinrich Böll hat seine Erlebnisse ungekürzt in "Man möchte manchmal wimmern wie ein Kind" festgehalten. Diese Kriegstagebücher entstanden zwischen 1943 und 1945 und erzählen von der Sehnsucht nach seiner Frau genau wie von den verstörenden Dingen, die ihm im Schützengraben widerfuhren.

 Der polnische Dichter Miron Bialoszewski war 21 Jahre alt, als er 1944 eher zufällig in den Warschauer Aufstand geriet. Eigentlich hatte er nur Brot für seine Mutter besorgen wollen, doch dann wurde zum Aufstand gegen die deutschen Besatzer aufgerufen. Seine Erlebnisse an den 63 Tage dauernden Aufstand hielt er in "Erinnerungen an den Warschauer Aufstand" fest.

 

Timothy Snyders "Der Weg in die Unfreiheit" ist gerade in einer aktualisierten Taschenbuchausgabe erschienen. Der Yale-Professor berichtet darin über den Aufstieg autoritärer Systeme in Russland, Europa und den USA. Er bringt schockierende Beispiele über die Manipulation angeblich freier Wahlen und Unterdrückung. Und vor allem warnt er davor, was auf uns zukommen könnte, sollte die aktuelle Entwicklung sich nicht mehr aufhalten lassen.

 

Um Kinder und Jugendliche angemessen zu informieren, gibt es natürlich auch verschiedene Wege. Da wäre zum einen das Sachbilderbuch "Wie ist es, wenn es Krieg gibt?" Es erklärt für Kinder ab 5, wozu gewaltsame Konflikte führen können. Gleichzeitig stellt es aber auch dar, was Menschen weltweit tun, um Frieden zu schaffen und Kriege zu beenden und zu verhindern.

Für Jugendliche ab 12 Jahren ist "Auf der richtigen Seite" von William Sutcliffe. Joshua lebt in einer Siedlung, die von einer schwer bewachten Mauer umgeben ist. Zufällig entdeckt er eines Tages einen Tunnel, der unter der Mauer durch führt und macht sich heimlich auf den Weg auf die andere Seite - dorthin, wo angeblich der Feind lebt, der nur ein Ziel haben soll: die Siedler zu töten.

Ebenfalls ab 12 ist Janne Tellers "Krieg - Stell dir vor, er wäre hier". In ihm ist die Situation, die die Welt derzeit so oft erlebt, umgedreht: in Deutschland herrscht Krieg. Zunächst versucht deine Familie, die Entwicklungen abzuwarten, doch dann flieht ihr in den Nahen Osten. Bürokratische Hindernisse verhindern, dass du Arabisch lernen und zur Schule gehen kannst. Du willst nach Hause - doch wo ist das eigentlich? Ein spannendes Gedankenexperiment, das den Leser Krieg und Flucht noch einmal ganz anders erfahren lässt.

 

Obwohl wir hier (gerade wir in Europa) in verhältnismäßig friedlichen Zeiten leben - jedenfalls verglichen mit der Weltgeschichte - gibt es also einiges zu tun. Die gute Nachricht ist: das muss man nicht alleine tun.

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