Arianna Farinelli: "Aufbrüche"

Mit ihrem Mann Tom und den beiden gemeinsamen Kindern lebt die Römerin Bruna inzwischen in New York. Der Liebe wegen kam sie seinerzeit nach Amerika, den vielen Bedenken von Toms Eltern zum Trotz. Immer wieder haben sie für ihre Beziehung gekämpft und sich gegen lauernde familiäre Fallstricke durchgesetzt.

 

Doch die Schwierigkeiten scheinen nicht abzureißen. Sohn Mario möchte Maria genannt werden, spielt stundenlang mit Puppen und probiert gern die Kleider seiner älteren Schwester an. Zwar möchte Tom als Psychologe kein Problem darin sehen. Wieder machen es ihm aber die Kommentare und das Verhalten seiner konservativen Eltern schwer.

 

Auch beruflich erfährt Bruna immer wieder Rückschläge. Sie könne sich nicht nur für die Kinder aufopfern, müsse auch einmal ihre eigene Karriere in den Fokus stellen, hört sie von Kolleg:innen und Vorgesetzt:innen. Gleichzeitig beschwert sich Toms Familie, dass sie zu wenig häuslich sei und nicht genug Zeit für die Kinder habe. Und immer mehr fühlt sie sich von ihrem Ehemann im Stich gelassen.

 

Während Tom abends immer länger in seiner Praxis bleibt, flüchtet sich Universitätsmitarbeiterin Bruna in eine Liebelei mit einem ihrer Studenten. Yunus hat bereits als Kind nacheinander beide Eltern verloren und beschäftigt sich neben seinem Studium viel mit afroamerikanischer Literatur und Kultur, zitiert etwa nebenbei den Schriftsteller James Baldwin und spielt Tracy Chapman am Klavier. Doch eines Tages verschwindet er spurlos und das FBI steht vor Brunas Tür.

 

"Aufbrüche" von Arianna Farinelli ist ein Buch, das überrascht. Scheint es zu Beginn eine eher schnöde Liebes- und Familiengeschichte zu werden, wandelt sich das Blatt im Verlauf der Romans völlig. Aktuelle politische Themen und Verwicklungen werden eingewoben in die Geschichte einer New Yorker Familie. Rassismus, Klassismus, Terrorismus,  Transsexualität, Religion, Herkunft, Tradition, Liebe, Gewalt, Krieg, Streit, Versöhnung, immer wieder die Hoffnung auf ein besseres Leben und eine bessere Welt - all dies findet sich auf den etwas über 300 Seiten. Dabei wirkt die Geschichte nie überladen,  nie zu konstruiert, aber immer am Zahn der Zeit und sehr mitreißend.

 

Eine absolute Leseempfehlung.

 

 

 

Verfasst von: EJ

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